Liebe Yasemin, lieber Mert - ihr seid unsere erste Home Story aus Kanada. Würdet ihr uns ein wenig über euch erzählen, was ihr beruflich macht und warum ihr Toronto als eure Heimatstadt gewählt habt?

Wir kommen beide aus Istanbul, und sind zum Studieren nach Kanada gekommen. Wir arbeiten beide im Bereich der Technologieberatung und gehen nebenbei unserer Leidenschaft nach. Mert besitzt nebenbei ein Geschäft für High-End-Lautsprecher, was der Grund dafür ist, dass wir in unserer Wohnung eine tolle Audioanlage haben. Und ich konzentriere mich auf den Account von house.506 und darauf, mein Wissen in den Bereichen Innenarchitektur, Architektur und Kunst zu erweitern. Toronto ist aufgrund seiner multikulturellen und integrativen Natur sowie seiner blühenden kreativen Gemeinschaft ein großartiger Standort für uns. Die Stadt verfügt über ein dynamisches und junges Stadtzentrum, und die Menschen hier unterstützen kleine Unternehmen, so dass mehr Kreative ihre Träume verfolgen können. Obwohl die Winter hier hart sein können, haben wir das Glück, ein gemütliches Zuhause zu haben, das viel Sonne abbekommt.

Neben eurem Einrichtungsstil ist auch die Architektur eurer Wohnung sehr einzigartig. Vor allem die Merkmale des Industriedesigns und die großen Fenster im Wohnzimmer. Wie habt ihr Sie gefunden und wie lebt es sich dort?

Das Gebäude liegt direkt an einem beliebten Fahrradweg an der Küste Torontos. Mert und ich haben während der Pandemie mit dem Radfahren angefangen, es gab buchstäblich nichts anderes zu tun, und ich bin bei unseren Radtouren am liebsten an diesem Gebäude vorbeigefahren. Die Art-déco-Details, der prächtige Eingang mit dem Springbrunnen und das große, leuchtende Neonschild mit der Aufschrift Tip Top Lofts" machen es zu einem Wahrzeichen der Stadt.
Wir hatten das Gebäude schon eine Weile im Auge und fanden schließlich eine Wohnung im Internet und baten um einen sofortigen Besichtigungstermin. Wir besichtigten die Wohnung, nachdem die Sonne untergegangen war, so dass es schwierig war, abzuschätzen, wie hell es tagsüber sein würde. Wir vertrauten auf unser Bauchgefühl und waren überzeugt, dass die hohen Decken und die riesigen Fenster tagsüber ihren Job erfüllen. Wir machten auf der Stelle ein Angebot und waren überglücklich, als wir den Zuschlag bekamen.
Noch heute bewundere ich das Gebäude jedes Mal, wenn ich es betrete, und bin dankbar dafür, hier zu leben. Mein Partner und ich schätzen jeden Winkel unseres Hauses und bemühen uns, ihm die Aufmerksamkeit zu schenken, die es verdient.

Die alten Industrierahmen der Fenster erzeugen erstaunliche Schatten in der Wohnung, was es viel interessanter macht, hier zu fotografieren. Von der Wohnung aus hat man einen Blick auf den Ontario-See und den städtischen Flughafen auf einer Insel neben uns. Ein weiterer Vorteil des Wohnens hier ist die Möglichkeit, kleine Flugzeuge beim Abflug von der Stadt zu beobachten, was sehr befreiend ist. Ganz zu schweigen von der Gelassenheit, die der Anblick des endlosen Sees vermittelt.
In Istanbul, gehört es zum Alltag, auf das Meer zu starren und zu träumen. Egal ob man mit der Fähre die Kontinente überquert, über die Bosporusbrücke fährt oder einfach am Ufer spazieren geht. Da die Stadt von Wasser umgeben ist, wird es zu einem wichtigen Teil des Lebens. In unserer Heimatstadt würde ein leichter Blick auf das Wasser die Immobilienpreise deutlich in die Höhe treiben, aber in Toronto ist ein Haus am Wasser nicht so beliebt, da das kalte Wetter eine größere Rolle spielt. Wir waren überrascht zu erfahren, dass ein Blick auf den See in Toronto nicht unerreichbar ist. Der Anblick des Wassers kann so befreiend und beruhigend zugleich sein, was ihn für uns zu etwas ganz Besonderem macht.

*Könnt ihr uns ein paar Fakten zur Wohnung und dem Immobilienmarkt in Toronto nennen?

Die Wohnung ist 102 qm groß und hat 2 Schlafzimmer und 2 Bäder. Es ist ein historisches Wahrzeichen, das ursprünglich 1920 für den Einzelhandel mit Herrenbekleidung, die Herstellung und den Verkauf gebaut wurde. Das Gebäude wurde von den Architekten Bishop und Miller entworfen und ist im Art-déco-Stil gestaltet. Das ursprüngliche Schild der Einzelhandelsmarke in Form von rotem Neon hängt oben auf dem Gebäude, wodurch das Gebäude sehr leicht zu erkennen ist. Im Jahr 1973 wurde das Gebäude von der Stadt Toronto zum Kulturerbe erklärt. Als das Gebäude für Wohnzwecke renoviert wurde, blieben die ursprünglichen hohen Decken und Industrierohre bei der Hälfte der Einheiten erhalten.
Der umkämpfte Immobilienmarkt Torontos hat in den letzten Jahren aufgrund der hohen Nachfrage einen Anstieg der Immobilienpreise erlebt. Die Stadt bietet eine Reihe von Wohnmöglichkeiten, wobei sich die Eigentumswohnungen auf das Stadtzentrum konzentrieren. Als eine der lebenswertesten Städte der Welt zieht Toronto sowohl einheimische als auch internationale Käufer an. Der Markt wird von den Zinssätzen, der Wirtschaft, der Einwanderung und der Regierungspolitik beeinflusst. Trotz leichter Rückgänge aufgrund von Zinserhöhungen sind die Preise seit Jahren stetig gestiegen, so dass Toronto mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von $1400 einer der am wenigsten erschwinglichen Immobilienmärkte in Nordamerika ist.

Wie würdet ihr euren Einrichtungsstil beschreiben?

Der Einrichtungsstil der Wohnung ist ein moderner Stil aus der Mitte des Jahrhunderts mit einer maximalistischen Note. Die Gesamtästhetik tendiert zu eklektischem Design, mit einzigartigen Kunst- und Dekorationsstücken, die unsere Persönlichkeiten repräsentieren und Geschichten hinter sich haben. Im Gegensatz zum Rest der Wohnung ist der Stil des Schlafzimmers ziemlich minimalistisch, um eine beruhigende Atmosphäre zu schaffen. Wir haben uns von den Einrichtungsstilen Wabi-Sabi und Japandi inspirieren lassen.
Insgesamt ist die Einrichtung der Wohnung eine Kombination aus meinen und Merts Vorlieben. Ich liebe flippige und farbenfrohe Designs, während Mert eine raffinierte Ästhetik hat und sehr wählerisch ist. Wir führen oft lange Diskussionen über unsere Einkäufe und kaufen nichts, wenn wir nicht beide davon begeistert sind. Einer der wichtigsten Ratschläge, den ich jedem geben kann, der sein eigenes Haus einrichtet, ist, geduldig zu sein und zu versuchen, Stücke zu finden, die man lange Zeit behalten möchte.

Als Ihr mit der Gestaltung eurer Wohnung begonnen habt, hattet Ihr da ein Konzept im Kopf oder hat sich das Ganze organisch entwickelt?

Da die Wohnung ihre eigenen, einzigartigen Merkmale hat, hatten wir eine inspirierende Vorlage. Wir haben beide vorher in unseren eigenen Wohnungen gelebt, also hatten wir Möbel, die wir über einige Jahre hinweg gesammelt hatten. Wir lieben es beide, auf Flohmärkten nach Dekoartikeln zu suchen, auf Auktionen nach günstigen Kunstwerken zu stöbern, auf Facebook Marketplace zu stöbern und aus der Stadt zu fahren, um Dinge zu kaufen. Wir haben uns viel Zeit genommen, um neue Stücke für unser neues Zuhause zu finden, z. B. Gemälde, Skulpturen, ausgefallene Textilien und Leuchten, um einen einheitlichen Stil zu finden, der zu den Möbeln, Lautsprechern und der Gesamtästhetik des Gebäudes passt. Um es kurz zu machen, wir hatten kein Konzept im Kopf, alles kam nach und nach zusammen, inspiriert durch den Raum selbst.

Gibt es Trends, auf die Ihr euch freut, oder Stücke, die Ihr auf Ihrer Wunschliste habt?

Dieses Jahr haben wir zum ersten Mal die Design Miami besucht und waren von der Kreativität und Schönheit der ausgestellten Einrichtungsgegenstände überwältigt. Ich beobachte, dass sich die Inneneinrichtungsbranche weg von zusammenhängenden, perfekt passenden Designs hin zu eklektischeren Kombinationen bewegt, in denen Designelemente aus verschiedenen Jahrhunderten und Schulen enthalten sind. Ich finde es aufregend zu sehen, wie Gegenstände, die traditionell nicht zusammenpassen würden, zu einer Geschichte verschmelzen. Das Zusammentreffen vieler Statement-Stücke in einer Design-Show hat mich dazu inspiriert, bei meinen Designentscheidungen und bei den Stücken, in die ich investiere, mutiger zu sein. Einige der Designer, die mir auf der Messe gefallen haben, sind:
Khaled El Mays, Mark Anthony Jr., MONIOMI Design, ROTGANZEN, Fabien Cappello, Keiyona C. Stumpf. Einige Stücke, über die ich nachdenke, um dieses kreative Ziel zu verfolgen, sind ein dunkler und stimmungsvoller Esstisch aus Marmor, eine rustikale Skulptur im Schlafzimmer, ein großes Kunstwerk für das Büro und ein größerer und mutigerer Teppich für das Wohnzimmer.

Drei kurze Fragen zum Schluss:

Ein Song, der in unserer Welcome-Home-Playlist nicht fehlen darf:
Aimer d'amour - Boule Noire

Euer Lieblings-Coffee Table Book:
Turquoise Coast - Assouline (Die ägäische Küste der Türkei ist der schönste Ort der Welt)

Was ist das Coolste, was man in Toronto unternehmen kann?
Im Sommer mit dem Fahrrad am See entlang fahren und auf dem Ossington Strip spazieren gehen