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Malerische Jugendstilvillen, rustikale Fachwerkhäuser und Stadtresidenzen aus der Barrockzeit – in Heidelberg und Umgebung gibt es eine Vielzahl außergewöhnlicher Immobilien, die durch aufwendige Verzierungen und reiche Dekors auffallen. Wann immer eines dieser Objekte auf den Markt kommt, schnellen die Klickzahlen auf der Website von Heimburger Immobilien in die Höhe und das Bürotelefon beginnt zu klingeln – Routine in der Ladenburger Straße in Neuenheim. Im Frühjahr 2020 aber erreicht Ingrid Heimburger eine Anfrage mit echtem Seltenheitswert. Für ein denkmalgeschütztes Einfamilienhaus in Weinheim sollen neue Eigentümer gefunden werden. Das Besondere an der Immobilie? Gewissermaßen entzieht sie sich allen üblichen Bewertungskriterien. Es gibt weder Stuck an der Decke noch Ornamente, kein Vollholz-Parkett und kein Giebeldach, keinen Fahrstuhl und keine Klimaanlage. Genau genommen entbehrt das Objekt jeglicher Zierde vergangener Epochen und gleichermaßen jeglicher Smart-Home-Annehmlichkeit der Jetztzeit – und doch, dieses Haus ist in seiner sachlichen Schlichtheit betörend schön und atemberaubend anders.
Wenn Passanten im Weinheimer Stadtteil Lützelsachsen durch die Hecke spähen und das dahinterliegende Wohnhaus erblicken, dann reiben sie sich verdutzt die Augen. Ja – hier sieht es aus, als würde James Bond gleich im Aston Martin hinter einer Geheimtür in der Felswand verschwinden. Dieses Gebäude schwebt über dem Hang und bezaubert mit klaren Formen, großen Fensterfronten und architektonischer Sachlichkeit. Eine aufsehenerregende Bauweise, die man eher an den Küsten Kaliforniens verorten würde, als an den Ausläufern des hessischen Odenwaldes. Wo kommt dieses Gebäude her und warum ist dieses „Ufo“ ausgerechnet hier gelandet? Fragen, die niemand besser beantworten kann als Rainer Lippert, Wirtschaftsingenieur aus Heidelberg. Als Sohn des Architekten Waldemar Lippert und Neffe des Architekten Jan Lippert hat er sich intensiv mit dem Schaffen der Zwillingsbrüder auseinandergesetzt und kennt viele ihrer Bauten noch aus deren Entstehungsphase. Im Gespräch mit 21 erläutert er, wie die beiden ihren zeitlos futuristischen Stil entwickelten.
„Nicht mal 10 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs sind mein Vater Waldemar und sein Bruder Jan als junge Architekturstudenten in die USA aufgebrochen – zu jener Zeit ein beträchtliches Abenteuer. Mein Vater verbrachte ein Jahr mit Fulbright-Stipendium an der Universität von Oregon. Zurück in Karlsruhe absolvierte er die Diplomprüfung bei Egon Eiermann, einem der bedeutendsten deutschen Architekten der Nachkriegsmoderne. Meinen Onkel Jan hat es länger in den USA gehalten. Er hat von 1954 bis 1956 bei Mies van der Rohe am Illinois Institute of Technology (I.I.T.) in Chicago studiert und anschließend mehrere Jahre in dessen Architekturbüro gearbeitet. Nach seiner Rückkehr Anfang der 1960er Jahre haben die beiden Brüder gemeinsam ihr Büro in Weinheim und Frankfurt eröffnet.“
In den folgenden 40 Jahren gestalteten Jan und Waldemar Lippert unzählige Bank- und Verwaltungsgebäude, Hotels und Industrieanlagen, Bibliotheken und Freizeitbäder und sie entwarfen einen Typus von Einfamilienhaus, der in besonderem Maße ihre Bewunderung für die Arbeiten des Jahrhundert-Architekten Mies van der Rohe ausdrückt. Aus Stahl, Glas, Stein und Beton entstehen Bungalows, die ein Lebensgefühl von Freiheit und zugleich Behaglichkeit verströmen und in ihrer Ästhetik an den weltberühmten Barcelona-Pavillon des letzten Direktors des Bauhauses in Dessau erinnern. Wohnhäuser für moderne Menschen, die es genießen, hinter großen Glasfronten zu leben und durch sie hindurch das betörende Wechselspiel der Jahreszeiten zu erleben.
Eines dieser bemerkenswerten Gebäude ist das besagte Haus in Weinheim, das schon wenige Wochen nach Veröffentlichung neue, glückliche Besitzer fand. Doch anders als sonst, wenn das Telefon bei Heimburger Immobilien zu klingeln beginnt und Interessenten sich die Klinke in die Hand geben, sorgte dieses Objekt für ein Maß an Aufmerksamkeit, das weit über das sonst Übliche hinausging. Fachmagazine und Architektur-Blogs berichteten und Menschen aus der ganzen Welt bewunderten ein Bauwerk, das Jahrzehnte darauf warten musste, von einer großen Öffentlichkeit entdeckt und wertgeschätzt zu werden. Und gerade als nach Monaten das Interesse wieder langsam abflachte und man bei Heimburger Immobilien dachte, sowas widerfährt einem nie wieder, klingelte erneut das Telefon und ein weiterer Bungalow der Gebrüder Lippert wurde zum Verkauf angeboten – diesmal nicht in Weinheim, sondern in der Gemeinde Roßdorf bei Darmstadt.
Fast erscheint es wie ein Déjà-vu, wenn man die beiden Gebäude äußerlich miteinander vergleicht. Auch in Roßdorf schwebt der Bungalow über dem Hang, wieder blickt man durch große Panoramafenster hinaus in die unendlichen Weiten der Natur, wieder gehört ein Swimmingpool zum denkmalgeschützten Ensemble dazu. Doch die vielen Gemeinsamkeiten der beiden Objekte lösen sich in Unterschiede auf, wenn man das Interieur der beiden Bungalows miteinander vergleicht. Wo in Weinheim jeder Quadratmeter Wohnfläche auf effizienteste Weise genutzt ist, wird in Roßdorf fast schon verschwenderisch mit den Weiten des Raums gespielt – das ist kein Zufall. Waldemar Lippert, der Musterschüler des großen Rationalisten Egon Eiermann, war für die Ausgestaltung der Weinheimer Innenräume verantwortlich. In Roßdorf hingegen oblag die Aufgabe dem mit amerikanischen Wohnbedürfnissen vertrauteren Zwillingsbruder Jan. Das wird vor allem im Split-Level-Design des äußerst repräsentativen Wohnbereichs mehr als deutlich, der förmlich dazu auffordert, hier große Cocktailpartys im Stil der 1960er Jahre zu veranstalten.
Ob Darmstadt oder Weinheim, ob mondän oder sachlich – das eigentlich Bemerkenswerte an den Häusern von Jan und Waldemar Lippert ist, dass sie die Phantasie ihrer Bewohner, ihrer Besucher und ihrer Bewunderer beflügeln. Auch fast 60 Jahre nach ihrer Errichtung wirken die denkmalgeschützten Bungalows aufsehenerregend futuristisch. Man könnte fast sagen, dass die beiden Architekten eine Zukunft im Blick hatten, die heute erst Realität geworden ist. Das jedenfalls wäre ein plausibler Erklärungsansatz dafür, dass diese Gebäude regional, national und international für so viel Begeisterung sorgen.
Rainer Lippert freut sich über das Interesse: „Heute werde ich häufig von der neuen Eigentümergeneration kontaktiert. Sie wenden sich in der Hoffnung an mich, von mir mehr über die Entstehungsgeschichte ihrer Häuser zu erfahren. Das sind sehr interessante und lebhafte Gespräche. Nicht überraschend, denn man hat ja auch gleich einen gemeinsamen Nenner und ein verbindendes Interesse. Gelegentlich kommt es zu einem persönlichen Kennenlernen mit Begehung des Hauses, wie dieses Jahr in Roßdorf geschehen. Die Gespräche sind angenehm und weiten sich während des Besuches auf andere Thematiken aus. Eine angenehme und bereichernde Art eine Woche ausklingen zu lassen."