Portrait
Blogger Sebastian Maetje aus Mannheim
Blogger Sebastian Maetje aus Mannheim Der Mannheimer im Gespräch über Gemütlichkeit, Design-Klassiker und den kleinen Unterschied zu Heidelberg.

Zwischen Charlotte Perriand, Jean Prouvé und Pierre Jeanneret verweilt man, gesättigt von klassischem Stilbewusstsein im online Archiv @meier_interiors. Hinter dem äußerst geschmackvoll kuratierten Instagram-Account steht Sebastian Maetje, der seine Passion zu unserem Glück im letzten Jahr online gemacht hat. Seitdem postet der Projektmanager in regelmäßigen Abständen mit beachtlichem Erfolg Design-Inspiration – Grund genug für uns, mit ihm darüber zu sprechen.

Woher kommt deine Faszination für Interior Design? Hat das berufliche Gründe oder ist das eher ein Kontrastprogramm?

Architektur und Design finde ich schon lange spannend. Ich erinnere mich noch daran, als Kind bei einer Klassenfahrt lieber Fotos von Häuserfassaden gemacht zu haben, als von anderen Dingen. Intensiver beschäftige ich mich mit Design jedoch erst seit dem Einstieg ins Berufsleben, also seit etwa 10 Jahren. Damals habe ich vor allem Tumblr als Inspirationsquelle für die Einrichtung der ersten eigenen Wohnung genutzt. Beruflich habe ich jedoch nichts mit Design zu tun, ich bin Projektmanager in einem Großkonzern. Grundsätzlich kann ich mir jedoch auch vorstellen, das Hobby irgendwann zum Beruf zu machen. Ich suche derzeit nach ersten Interior Design Projekten und habe angefangen, mit kleinen Vintage Möbeln zu handeln. Mal schauen, was die Zukunft bringt. 

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Mein Geschmack hat sich in den letzten Jahren verändert, aber auch verfestigt. Ich mag zur Zeit vor allem französisches Design von vor 1970, neue Designs gefallen mir oft weniger als noch vor ein paar Jahren. Daher kaufe ich momentan mehr gebraucht, weniger neu. Zu Hause sieht es bei uns eher praktisch und funktional aus, im Sinne von weniger Möbel und weniger Deko. Damit trotzdem Gemütlichkeit herrscht, gibt es vor allem Möbel aus Holz, das heißt bei uns Walnuss und Eiche. Viele “skandinavisch” und modern gestaltete Wohnungen, die man aktuell auf Instagram sieht, sprechen mich eher nicht an. Mir fehlt da oft die Wärme, die echtes, altes Holz in seiner natürlichen Farbe ausstrahlt.

Dein Blog ist stark an den aktuellen Interior Zeitgeist angelehnt: Charlotte Perriand, Jean Prouve und Pierre Jeanneret Entwürfe sind in den letzten Jahren massiv im Preis gestiegen – um hier nur mal drei davon zu nennen. Hast du Tipps, wie sich dieser Stil realisieren lässt, ohne 15.000€ für einen Stuhl auszugeben? 

Ich habe das Blog Anfang des Jahres gestartet, nachdem ich relativ lange nur passiver Beobachter bei Instagram war. Im Laufe der Jahre hatte ich jedoch offline ein relativ großes Bildarchiv angesammelt, oder “Moodboard”, wie man heute wohl eher sagt. Nachdem viele Designer, die mir schon lange gefallen, inzwischen sehr populär geworden sind, dachte ich, es sei ein guter Zeitpunkt, einen eigenen Account zu starten. Im Hinblick auf die Preise von Vintage Design: Diese sind insgesamt sehr stark gestiegen in den letzten Jahren, nicht lediglich die großen Namen. Auch in der Allgemeinheit bis vor Kurzem noch eher unbekannte Namen wie Paavo Tynell rufen inzwischen Preise von 100.000 € und mehr auf. Designs von Perriand, Prouve und Jeanneret sind jedoch auch in aktuellen, im Verhältnis durchaus bezahlbaren Editionen erhältlich. Vitra und Cassina produzieren sehr hochwertige Möbel, für die deutlich weniger tief in die Tasche gegriffen werden muss. Dennoch bewegen wir uns hier nach wie vor in einem sehr exklusiven, hochpreisigen Segment. Letztlich sind diese Namen jedoch nicht entscheidend für ein schönes, wohnliches Zuhause: Gerade mit ausgesuchten vintage Möbeln lässt sich das ebenfalls umsetzen.

Du lebst in Mannheim - Wie erklärst du einem Auswärtigen den Unterschied zu Heidelberg?

Ich habe lange in Heidelberg gearbeitet und kenne den Unterschied daher recht gut. Mannheim ist für mich eine urbanere, lebendigere Stadt. Die Menschen hier sind vielfältiger. Es ist lauter, größer und auch anstrengender als Heidelberg, und auf den ersten Blick weniger klassisch schön. Ich fühle mich hier jedoch sehr wohl.

Da sich Elemente aus beidem in deinem Blog wiederfinden: Wenn du die Wahl hättest zwischen Altbau und Bauhaus - wofür würdest du dich entscheiden und warum?

Schwierige Frage, das ändert sich wahrscheinlich bei mir regelmässig. Zur Zeit würde ich jedoch eher sagen Altbau, weil es gemütlicher ist.

Zum Abschluss haben wir noch drei kurze Fragen an Dich:

Welcher Song darf keinesfalls in unserer Spotify-Playlist fehlen? – “On The Radio” von Donna Summer und “Low Rider” von Yussef Kamaal. 

Welches Coffee Table Book lohnt sich wirklich - nicht nur als Deko? – “Living with Charlotte Perriand” (Editions Skira Paris) und "Axel Vervoordt: Portraits of Interiors” (Flammarion). 

Welchem Instagram Account müssen wir dringend folgen? – Ich empfehle drei Accounts, die so nett waren, Fotos für diesen Beitrag zur Verfügung zu stellen: @mdfg.nyc, @tworoomszurich und @fredrikkarlssoninteriors

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