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Malte Sunder-Plassmann ist direkt mit seinem ersten Projekt in der Architekturwelt in aller Munde gelandet: Das Ferienhaus, das er auf dem Hof seiner Eltern in Kappeln entworfen hat, war mit nur einer Publikation direkt für ein Jahr ausgebucht. Wir sprechen mit ihm im Interview über die Vision hinter seinem Bau, sein neues Büro und wie Architektur uns als Nutzer:innen in eine Beobachtungs-Perspektive versetzen kann.
Dein Ferienhaus-Projekt macht sehr deutlich, dass es nicht viel Wohnfläche braucht, um ein ästhetisches Statement zu setzen. Was war die Vision bei der Umsetzung?
Das Budget für das Ferienhaus war seit Beginn sehr knapp bemessen. Dazu kam, dass das Baurecht uns nicht erlaubte, ein größeres Gebäude dort zu platzieren. Von daher war das Volumen von Anfang an mehr oder weniger definiert.
Bei der Vision darf ich dafür vielleicht ein bisschen mehr ausholen. Der Hof Ahmen als Ensemble ist geprägt von einer rechteckigen Hofanlage, umgeben von Dauer-Grünlandflächen, welche mit dem ortstypischen Knicks separiert werden. Inmitten dieses Rechteckes steht das denkmalgeschützte, reetgedeckte Haupthaus mit einer Rotbuche und üppigem, historisch gewachsenem Baumbestand. Östlich des Haupthauses schließen sich die freistehenden Dächer des Schafstalles an, welcher 1990 als offene Holzkonstruktion gebaut wurde und in seinen Proportionen und der Dachform den ortstypischen „Drempelscheunen“ entspricht. Diese Hierarchie galt es im Entwurf nicht zu zerstören. Das Ferienhaus lehnt sich daher in Proportionen und Ausdruck als ein freischwebendes Dach an die Architektur der Stallungen im Osten des Haupthauses an. Der rote Faden des Entwurfes war es, die Balance zwischen der Integration in den Kontext bei gleichzeitiger Entwicklung einer eigenen Architektursprache zu finden. Des Weiteren sollte die Landschaft der Hauptprotagonist der Szenerie sein. Das Ferienhaus fügt sich in diese ein, bei gleichzeitiger Bewahrung der expressiven Architektur. Diese Balance zwischen der Integration und der eigenständigen, modernen und doch ländlichen Architektur hat den Entwurf bestimmt.
Ihr seid auf viele Monate ausgebucht - wer sind die Menschen, die sich bei euch einfinden?
Das Ferienhaus wurde zuerst auf Urlaubsarchitektur, einem Netzwerk und Magazin für Ferien- und Gästehäuser mit architektonischem Anspruch, publiziert und es war innerhalb von zwei Tagen für dieses Jahr komplett ausgebucht. Das Buchungssystem ist zusammengebrochen und mein Vater war drei Tage lang nur am Mails schreiben etc.. Das heißt, dass aktuell die Mieter:innen über Urlaubsarchitektur kommen – das sind vor allem Architekt:innen. Wir haben wohl den Zahn der Zeit getroffen.
Das Haus ist weitläufig umgeben von schönster Natur. Welche Rolle spielt diese in deiner Gesamtkonstruktion?
Der Innenraum ist vornehmlich eine Reaktion auf den Ort. Die Landschaft sollte der Hauptprotagonist der Szenerie sein und das Ferienhaus sollte sich in diese einordnen. Deshalb wurde bei dem Entwurf auf helle, neutrale und natürliche Töne sowohl im Außen- als auch im Innenraum zurückgegriffen. Es sollte bewusst kein farblicher Kontrast zur Umgebung gesetzt werden. Des Weiteren wird die Aufmerksamkeit des:der Nutzer:in durch die reduzierte Farbgebung des Innenraumes auf die spektakuläre umgebende Natur gelenkt. Hierbei nimmt der:die Benutzer:in eine beobachtende Rolle gegenüber der Umgebung ein. Die einmalige Landschaft in Zusammenspiel mit dem sich ständig wechselnden Wolkenspiel zwischen Nord- und Ostsee bestimmt den Innenraum. Hierbei rahmt der Innenraum die Natur und den Nutzer als Beobachter.
Wie viel „privater“ Geschmack steckt in dem kleinen Haus? Lebst du selbst ähnlich?
Sicherlich kann ich nicht verneinen, dass die Innenausstattung ebenfalls meinem persönlichen Geschmack entspricht. Meine Berliner Wohnung ist ähnlich eingerichtet. Die Küche habe ich z.B. in ähnlicher Gestaltung in meiner Wohnung nachgebaut.
Du hast vor vergleichsweise kurzer Zeit dein eigenes Architekturbüro „Atelier Sunder-Plassmann“ gegründet. Würdest du sagen, du hast bezüglich bereits deine persönliche Handschrift bei deiner Arbeit gefunden? Was sind Projekte, die du dir für die Zukunft wünschen würdest?
Das Ferienhaus ist mein erstes eigenes realisiertes Projekt und von daher ist es unmöglich von einer eigenen „persönlichen Signatur“ zu sprechen. Vor meiner Selbständigkeit habe ich jedoch für Sou Fujiomoto in Tokyo, Barozzi Veiga in Barcelona und Nieto Sobejano Arquitectos in Berlin gearbeitet und sicherlich hat mich hier die klare konzeptionelle Arbeitsweise beeinflusst und wird sich in meinen persönlichen Werken bemerkbar machen.
Bezüglich zukünftiger Bauprojekte: So bin ich zuallererst dankbar, dass ich aktuell mein eigenes Büro eröffnet habe und, dass auf Grund der Publikationen für das Ferienhaus neue Aufträge entstanden sind. Hierbei finde ich die Typologie des Ferienhauses sehr spannend, da es sich um eine kleine, charmante Idee handeln sollte, welche konsequent umgesetzt werden kann.
Es befindet sich aber auch ein Ausstellungspavillon in Isny im Allgäu im Bau, welcher Ende Mai eröffnet wird. Zudem arbeiten wir aktuell an einem Hotel, welches einen Maßstabs-Sprung in Bauvolumen für uns darstellt. Des Weiteren bearbeiten wir aktuell drei Wettbewerbe, auch hier versuchen wir, den Sprung auf das größere Volumen hinzubekommen und an Aufträge für öffentliche Bauten zu kommen.
Aus Architektensicht: Welche Elemente oder Eigenschaften dürften bei deinem Traumhaus keinesfalls fehlen?
Ich finde Häuser spannend, welche eine spezifische individuelle Situation auszeichnet und die hier ihre Qualitäten entfalten. So stand bei dem Ferienhaus die Kommunikation mit der Umgebung und mit der Natur im Vordergrund, und genau das macht dieses Haus so individuell für diesen Ort. Wir arbeiten jedoch aktuell an zwei Hofhäusern in Bayern, wo die Umgebung nicht so spektakulär ist und es für uns mehr darum geht einen spezifischen, neuen Ort zu schaffen. Von daher möchte ich die Frage nicht generisch beantworten, sondern denke, dass ein Traumhaus eine spezielle, prägende Idee vereinen und auszeichnen sollte.