Wir sind über Nella Beljan auf dich aufmerksam geworden, die einige deiner Teller in ihrer Galerie ausgestellt hat. Wie kam die Verbindung zustande?

Das war Zufall. Eigentlich wollte ich nur die Galerie und die Ausstellung beäugen, da ich auf Instagram auf sie aufmerksam wurde. Dort wollte ich mir auch die fantastische Tischkreation von Benedikt von Harder bewundern, der mit meinem Sohn im gleichen Haus lebte. Nella war direkt sehr offen und so kam auch meine Keramik zur Sprache. Nella war sehr interessiert und beim durchforsten meines Handys wurde sie auf ein paar Stücke aufmerksam bzw. Skizzen von Tellern und Schalen und sagte „Das will ich haben!“. Ich habe dann einige davon gefertigt, die sie für ihr kommendes Event nutzen wollte. Zurück in Hamburg habe ich mich direkt drangesetzt und herumexperimentiert.

Du bist eigentlich Interiordesignerin. Woher kommt deine Leidenschaft für Ton - und wie sieht ein klassischer Arbeits- und Kreativprozess bei dir aus?

Von Haus aus bin ich Produkt- und Modedesignerin – ich habe in Berlin an der HdK Industrial Design studiert. Man durchläuft im Grundstudium unzählige Werkstätten, hier hatte ich meine erste Erfahrung mit Ton. Im Anschluss absolvierte ich noch das Hauptstudium in Hamburg für Modedesign – das erklärt auch meine eindeutige Affinität zur Mode. Im Mai 2020 fing ich an mit Ton zu arbeiten. Durch die Pandemie sind mir alle Interior Design Aufträge weggebrochen, ich hatte also Zeit – und die Arbeit mit Ton reizt mich schon lange. Im ersten Jahr habe ich nur Ton geformt und brennen lassen. Erst nach einem Jahr wagte ich mich vorsichtig an Glasuren. Das Arbeiten mit damit ist, gerade wenn man eher experimentell arbeitet und unerfahren ist, eine wirkliche Odysee.
Die wenigsten Teile wurden am Ende so, wie eigentlich geplant – in der Zeit habe ich viel gelernt! Am liebsten mache ich immer neue Dinge, nie das Gleiche noch einmal, das langweilt mich. Mit immer neuen Techniken gestalte ich die Objekte und auch die Glasuren entstehen durch unterschiedliche Mischungen oder Beimischungen von Rohstoffen eher experimentell. Ich benutze keine maschinellen Hilfsmittel, alles entsteht durch Handarbeit. Ich bin begeistert von den Gestaltungsmöglichkeiten, die man mit Keramik hat, das fasziniert mich!

Wie würdest du deinen Stil beschreiben und was inspiriert dich dabei?

Mein Hang zu Purismus und Minimalismus stieß am Anfang hier in Hamburg nicht immer auf Begeisterung - aus Berlin kommend, wurden mein Interior Designs hier anfänglich als kalt und ungemütlich eingestuft. Doch der TrippleDownEffekt bezüglich Design und Modernität verhalf mir auch in HH irgendwann zu mehr Verständnis. Die Inspiration erfolgt eindeutig durch Mode, Kunst und meinem Umfeld und Erlebnisse. In meinem Studium habe ich gelernt, dass alles, was uns umgibt inspiriert und beeinflusst. Das können manchmal Farbkomponenten oder Ausschnitte aus Bildern sein…

Dein Instagram-Profil lässt gibt einen schönen Einblick in deine Design-Welt - ist das auch repräsentativ für deine Vorlieben, was Interior angeht?

Ich poste auf Instagram @corneliavonhave_id nur Dinge, die mich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wirklich interessieren, inspirieren oder an denen ich derzeit arbeite bzw. Dinge, die ich intuitiv in meine Arbeit als Interior Designerin einfließen lasse.
Ich habe schon eindeutig einen Hang zum Minimalismus, Designklassikern, mag klare schlichte Formen, eine ganz klare eindeutige stilistische Ausrichtung. Andererseits liebe ich auch Brüche in der Einrichtung – also eine Verbindung verschiedener Stile. Mein Keramik Account @studio_c.v.h zeigt meine Objekte und Arbeitsprozesse.

Wer sind üblicherweise deine Kunden, wenn es um Interiordesign geht? Wer kommt zu dir mit welchem Anliegen?

Einige Kunden sind einfach überfordert, sich ihr Heim/Office selbst zu gestalten. Sie sind dankbar für eine Beratung oder nutzen auch das volle Programm vom Entwurf bis hin zur Umsetzung. Einige haben Ideen, wissen aber nicht, wie sie diese im Gesamtkonzept verwirklichen können. Und dann gibt es auch diejenigen, die einfach keine Zeit haben und froh sind, wenn ihnen die Arbeit abgenommen wird. In den letzten Jahren habe ich überwiegend Arztpraxen, Büros und auch einen Showroom für Herrenmode eingerichtet. Viele Kunden betreue ich schon über Jahre. Bei jedem geplanten Veränderungsprozess werde ich wieder hinzugerufen. Zwischendurch gibt es dann auch mal die Privatkunden, die eine Immobilie in Hamburg gekauft haben, und Hilfe vor Ort brauchen, weil ihr Lebensmittelpunkt gar nicht in Hamburg ist.

Was magst du besonders an Hamburg und wo siehst du die Unterschiede zu anderen Großstädten? Vielleicht sogar stilistisch…

Von den deutschen Städten ist Hamburg für mich die Wahl der Wahl. Hier lebe ich jetzt schon viele Jahre in direkter Alsternähe und genieße meinen grünen Stadtteil mit wunderschönen alten Villen und Gründerzeitgebäuden. Davor habe ich 11 Jahre in Berlin gelebt. Hamburg ist dagegen ein Dorf. Berlin ist jung und dynamisch, das kann man von Hamburg nicht behaupten. Insgeheim zieht es mich schon seit Jahren ins Ausland. Ich denke oft an meine frühere Zeit in der Toscana, hier habe ich 3 Jahre verbracht oder erst kürzlich an meinen 1-jährigen Aufenthalt in der Nähe von Maastricht - also ich bin durchaus offen für Veränderungen und immer wieder neue Erfahrungen.

Noch drei kurze Fragen zum Abschluss:

Coffee Table Book ist es wirklich wert gelesen zu werden?
Cy twombly homes & studios 2021 schirmer mosel verlag

Welches Lied darf auf keinen Fall in unserer Playlist fehlen?
Cy twombly homes & studios 2021 schirmer mosel verlag
vielleicht der Soundtrack von Lost in Translation (mein Lieblingsfilm)

Welchem Instagram Account müssen wir unbedingt folgen?
meinen beiden natürlich ;-)
Studio
Cornelia von Have