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Du lebst in Mannheim, gleichzeitig wird deine Arbeit auf der ganzen Welt gezeigt - Was verbindet dich mit der Stadt und was macht sie zu einem interessanten Standort für Kreative?
Ich kam 2008 für mein Studium zur Kommunikationsdesignerin nach Mannheim und verbrachte hier meine gesamte Studienzeit. Im Studium habe ich dann auch meinen Mann Dennis kennen gelernt und bin hier geblieben. Dennis und ich haben 2015 gemeinsam das Designstudio OUI R gegründet und haben damals mit unserem ersten Office das Kreativwirtschaftszentrum C-HUB im Jungbusch bezogen. Somit hat sich mein Leben, privat wie auch beruflich immer mehr mit Mannheim vernetzt und mittlerweile ist es zu meinem Zuhause geworden. Mannheim ist für Kreative ein super Standort, da man bei der Gründung echt tolle Unterstützung bekommt. Es gibt Kreativwirtschaftszentren, wie unter anderem das C-HUB, in dem wir viele Jahre unser Office mit OUI R und IN SUBSTANCE hatten und das Gig7, in dem ich momentan mein Atelier für meine Szenografie-Projekte habe. Diese Zentren sind immer eine Anlaufstelle für Support und Beratung und natürlich wird man auch durch die subventionierten Mietkosten während der Gründungsphase unterstützt. Ich persönlich finde Mannheim auch von der Lage super, man ist in 2-3H in der Schweiz, in knapp 3H mit dem Zug in Paris und auch andere europäische Metropolen sind schnell zu erreichen. Es gibt eine direkte Verbindung von Mannheim nach Mailand, was total klasse ist, wenn man im Frühjahr den Salone del Mobile besuchen möchte. Und falls einen mal das Fernweh packt, ist der Frankfurter Flughafen ja nur knapp eine halbe Stunde mit dem Zug entfernt. Ich mag an Mannheim, dass es zwar eine Stadt ist aber irgendwie auch doch ein Dorf, man kennt sich in der Kreativbranche und es herrscht ein familiäres miteinander. Und ich mag die vielen Facetten, die Mannheim zu bieten hat, da es eine multikulturelle Stadt ist. Mannheim hat kulinarisch einige Perlen zu bieten und kulturell geht hier auch einiges. Einer meiner Lieblingsorte ist natürlich die Kunsthalle. Für mich als Rennrad Fahrerin ist auch die nähe zum Odenwald sehr wichtig und direkt in Mannheim gibt es natürlich auch wunderschöne Ruheoasen, wie den Luisenpark oder den Waldpark.
Woher kam deine Inspiration, dass du dich der Arbeit mit Papier verschrieben hast?
Alles hat 2010 in meinem 3. Semester mit dem Projekt „Die Grenze“ begonnen. Zur Namensgebung muss ich erstmal sagen, dass "Die Grenze" das Thema meines Fotohauptfachs an der Hochschule war, genau dort ist auch alles entstanden. Als uns unser Prof. in der ersten Vorlesung das Thema offenbarte, habe ich zunächst gedanklich alles abgeklappert, um eine Möglichkeit zu finden, eine Grenze darzustellen. Schließlich bin ich dann bei „der Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit“ hängen geblieben. Die Idee war, jemanden zu zeigen, der gerade aus seinem Traum aufwacht, aber dennoch die Überbleibsel aus seinem Traum vor Augen hat. So sieht man zum Beispiel jemanden, der in letzter Sekunde aufwacht, bevor im etwas zustößt. Zu Beginn hatte ich die Vorstellung, alles in Lebensgröße aus Papier zu bauen zu können und komplett im Studio zu fotografieren, stieß aber sehr schnell an die Grenzen meines Möglichen. Deshalb habe ich beschlossen, mein kleines Atelier zu Hause komplett umzubauen. Die Möbel mussten weg und ein Fotostudio musste her. Eine breite Rolle Zeichenpapier, diente mir ab sofort als Fotohintergrund und mit der mobilen Blitzanlage der Hochschule war mein Studio perfekt. Die fünf Papierwelten habe ich dann nach und nach gezeichnet, konstruiert und aus Papier nachgebaut. Nachdem die Welten fotografiert waren, ging es ab ins große Studio meiner Hochschule. Meine Models kamen im Stundentakt und hatten das wahrscheinlich entspannteste Shooting ihres Lebens. Wie man auf den Bildern sieht, durften sie einfach nur im Bett rumliegen und so tun, als würden sie gerade aufwachen. Danach setzte ich in Photoshop die Menschen samt Bett in die Papierwelten ein. Das war damals mein erstes Projekt, in welchem ich mich mit dem Werkstoff Papier auseinander gesetzt hatte. Während dem weiteren Studium hatte ich das dann beibehalten und versucht meine Technik zu verfeinern. Ich hatte das Glück, dass der Gestalten Verlag Berlin das Projekt im Buch Papercraft II veröffentlicht hat und da das Projekt ziemlich viral ging und vor allem auch in den USA auf verschiedenen Blogs seine Wellen schlug, war das für mich die perfekte Möglichkeit mir schon im Studium meine Selbstständigkeit aufzubauen. Es folgten Jobs für Hewlett Packard und Google Nest. Und da das dann so gut lief, dachte ich mir, warum sollte ich mich nicht auf das Thema Papierillustrationen spezialisieren. Während meines Masters in Szenografie (die Kunst im Raum zu inszenieren) hatte ich begonnen in größeren Dimensionen zu denken und zu arbeiten. Ich fing allmählich an größere Papier-Installationen zu gestalten und umzusetzen. Sieben Jahre nach meinem „Grenze-Projekt“, gerade als ich meinen Master abgeschlossen hatte, schrieb mich Wonderspaces aus Los Angeles an, die mein Traumwelt-Projekt auf Pinterest gefunden hatten. Sie waren daran interessiert, mich unter Vertrag zu nehmen und mit mir und weiteren Künstlern eine Ausstellung zu organisieren. Das Problem war, dass sich Wonderspaces das Projekt sehr groß vorstellte, dabei waren die Traumwelten nur 1,50 m hoch und breit. Die Kommilitonin, die auf dem Foto in der Traumwelt lag, hatte ich mit Photoshop da hinein gemapped. Wonderspaces gab mir die Möglichkeit das Projekt im Mai 2018 in 10x10m zu bauen und zwar in San Diego in Kalifornien. Das war eine meiner tollsten Erfahrung während meiner beruflichen Laufbahn. Im Herbst 2018 habe ich die Installation nochmals komplett für den Nachtwandel in Mannheim nachgebaut. Hier wurde sie mehrer Monate im C-HUB ausgestellt. 2022 wurde ich wieder eingeladen, dieses mal nach Los Angeles, um die Kunstinstallation „The Border“ erneut zu bauen. Dieses Mal wurde sie für eine Ausstellung in Scottsdale, Arizona vorbereitet und ist nun seit August 2022 dort zu sehen.
Wie wählst du deine Marken-Kooperationen aus und mit welchem Bedürfnis kommen Kunden auf dich zu?
Von Anfang an sind die Kunden einfach auf mich zu gekommen und es war nie eine Marke dabei, für die ich nicht gerne gearbeitet hätte.
Ich habe tolle Projekte mit großen und bekannten Brands auf der ganzen Welt wie z.B. Fast Company, La Mer Cosmetics, Vodafone oder Google aber auch vielen Startups aus Mannheim wie Moanah, Snocks und Purelei realisiert. Die Brands haben mich bisher immer für ihre Kampagnen gebucht, weil sie genau das wollten, was ich mache. Und das, finde ich, ist ein großes Privileg, das Leute auf mich zukommen und mir komplett vertrauen, dass ich ihre Marke mit meinem Stil präsentieren darf. Mir ist bei meiner Arbeit wichtig, dass meine Fotos und Installationen nicht einfach nur schön sind, sondern auch mehr dahinter steckt. Ich mag es, wenn mich ein Projekt fordert, wenn ich Dinge visualisieren kann, die nicht wirklich greifbar sind oder von denen man kein direktes Bild im Kopf hat. Eines dieser Projekte war unter anderem für meine Skincare Brand EIGENHAIN. Ich habe versucht komplexe wissenschaftliche Themen so abstrakt und jedoch erklärend umzusetzen, dass sie beim Betrachter etwas auslösen.
Deine filigranen Skulpturen aus Papier haben immer etwas Vergängliches. Wie gehst du damit um, dass man deine Werke nur schwer für die Ewigkeit konservieren kann?
Ich versuche alles, was ich kreiere zu fotografieren oder teilweise sogar zu filmen, so kann ich zumindest einen Teil davon festhalten. Wenn ich dafür beauftragt werde ein Cover, einen Aufmacher oder sonstiges Bildmaterial zu gestalten, dann entsteht am Ende eines Projektes sowieso immer ein fertiges Foto. Wenn ich an meine lebensgroßen Kunst-Installtionen denke, finde ich es immer ganz toll, dass ich von Wonderspaces mit Bildmaterial versorgt werde, dass nicht nur meine Kunst-Installation zeigt, sondern auch die Menschen, die damit agieren. Kunst wird natürlich auch immer in den Köpfen der Menschen, die sie konsumieren, konserviert, und das auf ganz verschiedene Weise, bei jedem löst ein Bild, eine Fotografie, eine Skulptur oder auch Musik etwas anderes aus. Und somit kann meine Kunst Menschen inspirieren oder ihnen einfach ein gutes Gefühl geben. Dieser Gedanke ist vielleicht etwas philosophisch, aber ich finde ihn ganz schön.
Beschreib doch bitte deinen Arbeitsprozess von der Idee zur Fertigstellung. Welche Anforderungen hast du an das Papier mit dem du arbeitest?
Ob es um ein freies Kunstprojekt oder um einen Kundenauftrag geht, im Grunde ist die Vorgehensweise schon sehr ähnlich. Der einzige Unterschied liegt meist darin, ob ein Projekt für ein Foto entsteht oder ob die Papier-Installation an sich ausgestellt werden soll. Am Anfang steht immer das Thema und die Anforderung, was entstehen soll oder benötigt wird. Im nächsten Schritt folgt meine Ideenfindung und ich arbeite an Entwürfen. Um diese schnell zu visualisieren, zeichne ich, wenn es dann mehr an die Skizzen geht, die auch für die Augen der Kund:innen bestimmt sind, arbeite ich digital mit Vektoren. Hierbei arbeite ich auch schon an der späteren Umsetzung mit Papier. Es ist wichtig, welche Form ich mit welcher Papierstärke umsetze und ob die gewünschte Farbe verfügbar ist spielt natürlich bei der Farbwahl eine wichtige Rolle. des Weiteren muss ich natürlich berechnen, wie viel Papier, Holz oder sonstige Materialien wie z.B. Beton benötigt werden. Es ist wichtig, sich vorher Gedanken über die Umsetzung zu machen, bevor man mit seiner Idee an den/die Kund:in heran tritt, denn die Idee und der Entwurf können noch so toll sein, wenn wenn sie am Ende nicht umsetzbar sind. Manchmal gibt es noch die ein oder andere Iterationsschleife bevor es an die Umsetzung geht, dann bestelle ich das Papier und fange mit dem Bau der Installation an. Bei der Wahl des Papiers ist die Grammatur sowie das verfügbare Format ausschlaggebend. Außerdem ist es mir wichtig, mit Papieren zu arbeiten, deren Herstellung eine gewisse Verantwortung gegenüber der Umwelt aufweist. Einer der Papierhersteller, mit denen ich zusammenarbeite hat unter anderem eine Cradle to Cradle Silver Zertifizierung. Auch wenn das alles noch nicht 100% perfekt ist, kann man so wenigstens aus Abfall Rohstoff für neue Produkte gewinnen.
Mit IN SUBSTANCE bist du jetzt auch Co-Founderin einer Möbelmarke. Wie bist du von der Arbeit mit Papier zum Produktdesign gekommen?
2016 haben Dennis und ich ein paar Monate in New York gelebt. Wir sind von Galerien zu Museen und von einem coolen Store zum nächsten gezogen und haben alle Inspiration in uns aufgesaugt. Angetrieben von der elektrisierenden Energie dieser Stadt kamen wir auf die Idee, selbst Möbel zu gestalten, denn Produktdesign und Architektur haben schon immer zu unseren Leidenschaften gezählt. Zurück in Deutschland fingen wir im selben Jahr damit an, an unserer Idee einer Furniture Brand zu arbeiten. Die letzen Jahre haben wir verschiedene Prototypen entwickelt und 2021 mit unserem Freund Mo Benjabri die IN SUBSTANCE UG gegründet. Vor wenigen Wochen ist gerade unser Online-Shop live gegangen.
Drei schnelle Fragen zum Schluss:
Welche Song fehlt in der Welcome Home Playlist?
Moderat – Let in the Light
Welches Viertel gefällt dir in Mannheim am besten?
Ich habe kein Lieblingsviertel, jedes Viertel hat seine eigenen Besonderheiten.
Mit welcher Marke würdest du noch gerne kooperieren?
Jaquemus