Portrait
Batek Architekten
Batek Architekten Im Interview mit Gründer Patrick Batek

Patrick, wie würdest du selbst eure architektonische Haltung und euren Stil beschreiben?
Unsere Haltung definiert sich über einen klare, zeitlose Gestaltung und einen respektvollen Umgang mit dem baulichen Bestand, der die Grundlage für unsere Arbeit darstellt. Wir sind überzeugt von der Wertigkeit unverfälschter Materialien und der Nachhaltigkeit funktionaler und stringenter Raumkonzepte.
Die intensive Auseinandersetzung mit unseren Bauherren darf in der Definition unserer Haltung nicht fehlen. Gute Innenarchitektur kann nur im engen Dialog mit ihren Nutzern entstehen.

Wie unterscheidet sich die Arbeit an einem Retail Projekt von dem an einem Wohnprojekt?
Ein Retail Projekt erfordert eine gute Corporate Architecture, die die Sprache und das Lebensgefühl einer Marke transportieren kann. Dazu braucht es klare architektonische Gesten, die den Ansprüchen an ihre tägliche öffentliche Nutzung gerecht werden.
Ein Wohnprojekt ist stark geprägt von den alltäglichen Ritualen seines Nutzers und dem damit verbundenen Bedürfnis nach Behaglichkeit und Comfort.
Für uns Planer besteht somit ein grundlegender Unterschied in der Auseinandersetzung mit dem Bauherrn. Für ein Retail Projekt erfühlen wir die DNA einer Marke, wohingegen wir für ein Wohnprojekt den Lebensstil des Nutzers verstehen müssen.

Viele eurer Projekte entstehen in Berlin oder für urbane Kontexte. Inwiefern prägt Berlin eure Arbeit?
Berlin ist eine unendliche Quelle der Inspiration. Die Stadt lebt von der Heterogenität ihrer Bewohner und erlaubt ihnen ihre individuellen Bedürfnisse und ihren Stil zu leben. Das führt mitunter zu einer bunten und teilweise rauen Identität – einer bewussten Entscheidung für den Bruch mit dem Perfekten.
Diesen Bruch wagen wir auch in unserer Arbeit und schenken unseren Projekten dadurch Geschichten und Identität.

Zum Schluss: Gibt es ein aktuelles Projekt, das für dich besonders gut zeigt, wie ihr als Büro denkt und arbeitet – und wenn ja, warum?
Die Prophylaxepraxis T7.2 in Berlins Zentrum West ist ein gutes Beispiel für unsere Arbeitsweise.
Der Bauherr wünschte sich eine Innenarchitektur, die einer Galerie gleicht. Die hellen, reduzierten Räume dienen nicht nur als funktionale Umgebung für die medizinischen Tätigkeiten des täglichen Betriebes, sondern bieten ebenso eine Bühne für die ausgewählten Einzelstücke des Auftraggebers, die dem Praxischarakter eine persönliche Note verleihen. Einen eigenständigen Akzent schafft ein mit grünem Acrylglas verkleideter, raumhoher Würfel. Er bildet das Herzstück der Praxis, um welches sich die verschiedenen Funktionsräume angliedern. Zudem liegt ein besonderes Augenmerk auf der Trennwand aus glasfaserverstärktem Kunststoff, die den Empfang vom Wartebereich abgrenzt, sowie dem Empfangstresen aus aufgeschäumtem Aluminium.
Passend zum Entwurf stehen auch diese Elemente wie Kunstobjekte im Raum. Die Türen zu den Behandlungszimmern sind aus Nussbaumholz und Kathedralglas gefertigt und kompensieren die sonst eher kühlen, reduzierten Materialien. Um aus dem in sich geschlossenen und harmonischen Design auszubrechen, wurden Boden, Decke, Wände und Einbauten der Sanitäranlage komplett in Rosa eingetaucht. Durch den offen gehaltenen Vorraum leuchtet die Farbe hinaus in den Flur und setzt einen weiteren Akzent.

Was ist dir bei deinem eigenen Zuhause besonders wichtig?
Ich hatte das große Glück, mein zuhause in Berlin Mitte vor einigen Jahren selbst planen zu dürfen. Das Thema Nachverdichtung beschäftigt uns Planer und Bewohner der Stadt sehr und es war spannend, mit Haus RHE42 einen eigenen Beitrag dazu leisten zu dürfen. Die Herausforderung war, im Rahmen des baulichen Kontexts eines Berliner Hinterhofs einen Wohnraum zu schaffen, der gleichermaßen Großzügigkeit und Geborgenheit – Offenheit und Privatsphäre erzeugt.
Es entstand ein viergeschossiger Baukörper mit zwei Wohneinheiten, bestehend aus drei übereinander gestapelten Boxen.
Die kleinere der beiden Wohnungen (60 Quadratmeter) liegt im Erdgeschoss. Die größere Wohnung (130 Quadratmeter) erstreckt sich über die drei Obergeschosse, mit einem Entree im Erdgeschoss.
Beide Wohnungen sind um einen offenen Raum mit Küche und Wohnbereich organisiert. In der größeren nimmt dieser Raum eine ganze Etage ein und öffnet sich zudem turmartig nach oben, mit einer Deckenhöhe von 6,30 Metern. Dadurch entsteht eine lichte Großzügigkeit, wie es sie in innerstädtischen Wohnungsneubauten selten gibt.
Das Projekt RHE42 zeigt, wie auch mitten in der Stadt hochwertiger Wohnraum auf kleiner Fläche geschaffen werden kann. Formal zurückhaltend und zugleich räumlich klug organisiert, ist das Stadthaus ein gutes Beispiel für eine zeitgemäße Architektur der Nachverdichtung.

Drei Fragen zum Abschluss:

Welches Lied fehlt in unserer Welcome Home Playlist?
Warhouse - Popcorn
Wenn du nur noch einen Stuhl verwenden dürftest…
Nakashima „Grass-Seated Chair“
Wenn du nicht in Berlin leben würdest, was wäre deine erste Wahl?
Rom

Fotos: Daniel Schäfer, Marcus Wend

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