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Herr Schmucker, stellen Sie sich doch bitte kurz vor und geben sie uns einen kleinen Einblick in Ihren Werdegang.
Geboren wurde ich am 25.06.1974 in Mannheim; nach der Ausbildung zum Zimmermann in Mannheim Architekturstudium in Heidelberg und Kaiserslautern. Meine erste Station als Architekt war bei Sander Hofrichter in Ludwigshafen. Ab 2007 dann fest im Büro Schmucker, seit 2010 Gesellschafter und seit 2012 Geschäftsführer. 2016 wurde ich in den BDA berufen. Mittlerweile bin cih verheiratet, Vater von zwei Kindern Max (Jahrgang 2003) und Romy (Jahrgang 2008).
Was macht Mannheim für Sie als Standort besonders interessant? Wie würden Sie das Stadtbild und die Architektur beschreiben?
Ich bin die 4. Generation in unserem Unternehmen. Von daher hatte sich die Frage nach dem Standort für mich nicht gestellt. Wir sind als Unternehmen, aber auch als Familie fest in Mannheim verwurzelt auch, wenn wir in ganz Deutschland Projekte umsetzen. Ich bin mit den Bauten meines Urgroßvaters, vor allem aber denen meines Großvaters aufgewachsen, habe an fast jedem Wochenende die laufenden Projekte besucht und ab meinem 15. Lebensjahr in den Sommerferien auf Baustellen als Maurergehilfe in der Stadt gearbeitet.
Wenn ich versuche, ihre Frage neutral zu beantworten, würde ich in Mannheim die traditionelle Offenheit für Neues hervorheben. Obwohl wir mit gut 300.000 Einwohnern keine wirkliche Großstadt sind, empfinde ich die Stadt als jung und großstädtisch mit deutlichen und für mich spannenden sozialen Spitzen. Das ist hier keine Puppenstube. Die Geschichte der Stadt reicht nur bis ins 17. Jahrhundert und wurde durch mehrfache Zerstörung, Wiederaufbau und Migration geprägt. Das ist ganz entscheidend für den Geist und unterscheidet uns von vielen anderen Orten, die mehr aus ihrer Vergangenheit schöpfen können.
Das Stadtbild ist heterogen; im zweiten Weltkrieg wurde Mannheim als Industriestandort großflächig zerstört und die historischen Bauten nur sehr eingeschränkt wiedererrichtet. In weiten Teilen besteht die Stadt daher aus Nachkriegsbauten unterschiedlicher Qualität, deren Bedeutung für die Stadt auch vor dem Hintergrund der Bestandserhaltung intensiv diskutiert wird.
Wie gehen Sie bei der Gestaltung von Räumen und Gebäuden vor, um eine harmonische Verbindung zwischen Form, Funktion und Ästhetik zu schaffen?
Grundsätzlich gibt es bei uns hierzu kein Dogma: Wir nehmen jede Bauaufgabe vom kleinen Schmuckgeschäft bis zur Sanierung des Nationaltheaters als individuelle Aufgabe an, setzen uns mit der Aufgabenstellung intensiv auseinander und entwickeln die richtige Lösung für genau diese Nutzung und genau diesen Ort. Gerade bei der Umnutzung von Gebäuden ist es wichtig, die Gebäude zu lesen und ihre individuellen Merkmale in das Konzept einzuarbeiten. Daraus ergeben sich Chancen, beispielhaft würde ich hier das Marchivum, aber auch den Speicher7 nennen. Beides massive Strukturen, die von uns mit minimierten Eingriffen umgenutzt wurden. Dabei ist es uns immer wichtig, ehrlich mit der vorhandenen Bausubstanz umzugehen und einen sauberen Cut zwischen Alt und Neu zu definieren..
Welche Trends und Entwicklungen im Bereich Architekturdesign beobachten Sie derzeit, und wie beeinflussen sie Ihre Herangehensweise an neue Projekte?
Ich habe ein Problem mit der Begrifflichkeit „Architekturdesign“. Im Idealfall orientieren wir uns in unserer Sprache nicht an kurzfristigen Trends, auch wenn wir uns mit den Veränderungen aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen auseinandersetzen müssen. Die Nachhaltigkeit unserer Entwürfe sollte auch in einer ästhetischen Qualität bestehen, die länger als 10 oder 20 Jahre Bestand hat.
Gibt es aktuelle oder kommende Projekte, die Sie hervorheben möchten?
Unser aktuell wichtigstes, aber auch herausforderndstes Projekt ist wohl die Generalsanierung des Nationaltheaters, einer denkmalgeschützten Ikone der 50er Jahre; aber auch das Finanzamt Mannheim oder die kürzlich fertiggestellte Alte Brauerei sind Projekte, die unseren qualitativen Anspruch, aber auch unsere Expertise zeigen.
Wir sind sehr neugierig, wie Sie privat wohnen: Was ist ihnen bei ihrem eignen Zuhause besonders wichtig?
Ich habe 2014 ein kleines Haus im alten Dorfkern von Feudenheim auf einem schwer zu bebauenden Eckgrundstück umgesetzt. Das dort neu geschaffene Baurecht setzte einen engen Rahmen, d.h. Wandhöhen, Satteldach und rote Tonziegel waren gesetzt. Wir mussten uns also in einem engen architektonischen Rahmen bewegen. Wichtig war mir bei der Konzeption, das Gebäude angemessen in das Umfeld einzufügen und wertige Details zu entwickeln. Darüber hinaus sollte das Haus energetisch gut, trotzdem technisch einfach gehalten sein. Das Haus ist so konzipiert, dass es für uns auch nach dem Auszug der Kinder noch funktioniert. Da das Haus weniger als 170m² hat, ist im Erdgeschoss der offene Allraum mit Küche, Ess- und Wohnbereich elementar, um die Räume nicht zu eng wirken zu lassen. Der Außenbereich schließt sich direkt an, sodass man von viel Zeit im Freien verbringt, was wir als Familie sehr schätzen. Generell fand ich es schwieriger, für mich selbst zu bauen als für Dritte. Man offenbart sich dabei auf eine Weise, wie man es im Alltagsgeschäft nicht macht.
Fotos: Klaus Hackl